Geschichte und Gegenwart von Schloss Totzenbach
von Leo Rollenitz
Vom Geographen Georg Matthäus Vischer erschien 1672 eine Topographie über Niederösterreich und aus diesem wunderschönen, in Kupfer gestochenen Werk stammt nebenstehende Zeichnung des Totzenbacher Schlosses aus dieser Zeit. Die Genauigkeit dieser Zeichnung ist erstaunlich, so können wir heute noch die Anzahl der Fensternischen am Osttrakt nachzählen – oder genauer gesagt an der Umfassungsmauer im Osten, der zugehörige Trakt wurde ja schon 1857 abgebrochen. Neben diesem in unserer Gegend sehr gut bekannten Stich tauchten vor etwa 15 Jahren 3 weitere Darstellungen auf. Diese Bilder stammen von Johannes Ledentu und sind in der Nationalbibliothek einer ungarischen Topographie zugeordnet gewesen. Diese Zeichnungen sind 43 Jahre älter und zeigen auch die Kirche, damals noch mit Zwiebelturm.
Natürlich ist ein Burg an dieser Stelle wesentlich älter als der ca. 1575 vollendete Renaissance-Ausbau des Job Hartmann von Trauttmansdorff. Im vorliegenden Stich sehen wir auch noch die hochmittelalterliche Burg samt Bergfried in der Mitte des heutigen Hofes, entsprechende Grundmauern konnten auch bei der Renovierung in den 70er Jahren gefunden werden.
Die genaue, ziemlich komplizierte Besitzgeschichte ist im Heimatbuch von Totzenbach nachzulesen – Dr. Büttner hat sich 1974 alle Mühe gegeben, das Dunkel der Jahrhunderte zu erhellen, etliche Fragen mußten aber doch offen bleiben. Das Geschlecht der Herren zu Totzenbach starb schon 1394 aus und bis für lange Zeit die Trauttmansdorff Besitzer wurden, fehlen uns etliche Generationen, es waren auch einige wilde Zeiten mit einem „Raubritter“ Stambsberg, wie wir aus dem Grabstein in der Kirche wissen.
Das seit Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz der Lichtenschein’schen Gutsverwaltung befindliche Schloß hatte keinen Gebrauchswert mehr und so wurden Ost- und Südtrakt 1857 bzw. 1894 abgerissen und es blieb nur mehr im Norden der bescheidene „Körnerkasten“ und im Westen noch eine Ahnung, welche schönen Gewölbe hier einstmals waren. Auch der Turm wurde bis auf Dachhöhe abgetragen und in meiner Jugend erinnerte eigentlich nichts mehr daran daß hier sogar einmal ein stolzer Zwiebelhelm gewesen war.
Erst als ca. 1973 Josef Figl diese traurigen Reste kaufte und nach und nach wieder zu einem ansehnlichen Bauwerk restaurierte bzw. ausbaute, konnte man langsam auch wieder von einem Schloß sprechen. Mit beispiellosem Arbeitsaufwand und großem Gefühl für das Gebäude entstand auch wieder ein Torturm auf den Grundmauern des alten – wie wenn er nie gefehlt hätte! Der Hof wurde ausgegraben um die Trakte höher erscheinen zu lassen und ein neues, wesentlich steileres Dach waren gut geeignete Mittel, um das Wasserschloß besser zur Wirkung zu bringen. Auch der inzwischen völlig verlandete Teich mußte wieder ausgehoben werden. Dieses Werk von Herrn Figl hat zur Totzenbacher Identität unschätzbares beigetragen, auch wenn das Schloß inzwischen andere Besitzer hat.
Das Schlossgelände ist heute in Privatbesitz und grundsätzlich nicht öffentlich zugänglich. Allerdings gibt es immer wieder schöne Veranstaltungen im Schloss und es ist in den letzten Jahren auch ein beliebter Ort für Hochzeiten. Informationen für Interessierte erteilt Herbert Berger unter 0664/4133849.