Ein gotisches Juwel: Die Pfarrkirche von Totzenbach
von Leo Rollenitz
Wann wurde unsere Pfarrkirche gebaut? Wir wissen es leider nicht genau – aber die Pfarrgründung 1374 durch Hans von Totzenbach läßt vermuten, daß zu dieser Zeit das Bauwerk schon bestanden hat. Baualtersgutachten und der Stil ingesamt rechtfertigen diese Theorie und sagen, daß etwa ab 1340 mit diesem für unser Dorf in der damaligen Zeit recht stattliche Bau begonnen wurde.
Wir haben heute das große Glück, daß später Kirche und Dorf nicht mehr diese Bedeuteutung für ihre Grund- und Patronatsherren hatten und daher dieses Bauwerk auch heute noch sehr einheitlich hochgotisch geblieben ist. Nur der Türkensturm 1683 hat das ehemalige Kreuzrippengewölbe in der Apsis zerstört und in der beginnenden Barockzeit wurde dieser Teil dann einfach flach eingedeckt.
Bei der Innenrenovierung ab 1981 konnten zahlreiche Steinmetzzeichen, besonders im Bereich der Chorstiegen gefunden werden.
Frau Dr. Landskron fand sehr viel Übereinstimmung zu publizierten Zeichen aus der Dombauhütte zu St. Stephan in Wien und auch historisch gibt es eindeutige Beziehungen: Der Pfarrgründer Hans war Hofmeister der Erzherzogin Anna, der Gattin Rudolfs des Stifters und um diese Zeit wurde auch die Hauptarbeit am Stephansdom gemacht. Die klassischen Maße und Proportionen unserer Dorfkirche zeigen auch die Professionalität des Bauherren. Übrigens, unser Hans von Totzenbach war damals ein bedeutender Mann – auch auf der Gründungsurkunde der Wiener Universität „Magna Mater Rudolfina“ kann man seine Unterschrift als Zeuge bewundern.
Ein berühmter Verwandter unseres Kirchenerbauers und Pfarrgründers war Abt Ulrich „toczenpeckh“ 1360-1370 im Stift Göttweig. Sein Grabstein, der älteste des Stiftes ist im „Apothekergang“, am Weg aus der Krypta zu besichtigen.
Zur Pfarrgeschichte ein paar Daten:
- 1528 kam die Reformation auch nach Totzenbach! 100 Jahre war Totzenbach das lutherische Zentrum unserer Gegend. Aber nicht nur Totzenbach – alle umliegenden Kirchen außer Ollersbach nahmen den neuen Glauban an.
- Bis 1627 sind „Prädikanten“ in Totzenbach nachweisbar. Die Gegenreformation vertrieb zwar damals die unbotmäßigen Pfarrer – zur Widererrichtung der Pfarre mußte man noch bis
- 1784 warten – Kaiser Josef II befahl, daß wieder ein Pfarrer in Totzenbach einzuziehen hat! Der Kirchenobrigkeit genügte die starke Präsenz in der Dekanatspfarre Ollersbach. Kirchstetten erhielt damals keinen Pfarrer, die Nähe zu Ollersbach ließ den Weg zum Kirchgang zumutbar erscheinen und so ist bis heute Kirchstetten „nur“ eine Filialkirche von Ollersbach. Aber auch für Totzenbach ist seit etlichen Jahren die Zeit mit einem eigenen Pfarrer vorbei. Die Pfarre wurde vor wenigen Jahren mit Kirchstetten zusammengelegt und wird heute von Böheimkirchen aus betreut.
Genaueres zur Pfarrkirche und deren Einrichtung gibts im Heimatbuch (1974) und in der inzwischen 2. Auflage eines Kirchenführers (1993).
Informationsfolder zur Pfarrkirche
Das Wunderwerk der alten Turmuhr
(Der Text im download stammt aus der alten Website des Vereins der Freunde Totzenbachs und wurde in den Jahren 2001-2015 verfasst/bearbeitet. Wir haben ihn als historisches Dokument aufgehoben. Neuere Informationen finden Sie gegebenenfalls auf dieser Seite.)